Round Table Regensburg beteiligt sich an Konvoi ins Krisengebiet
17.12.2015
Es
ist Donnerstag, der 10.12.2015 - geschafft! Rund 16.000 Weihnachtspäckchen
wurden von 39 freiwilligen Helfern des Round Table in und um Odessa verteilt.
Nun sitzt die Truppe im Bus der sie zurück bringt! Sie sind erschöpft,
erschöpft aber glücklich – denn was Ihnen bleibt ist die Erinnerung an viele
glückliche Kinderaugen und an Eindrücke die man eben nur gewinnt, wenn man vor
Ort dabei war.
Vor
allem wenn man sieht, mit welchen Hindernissen die vielen tapferen Helfer in
der Ukraine zu kämpfen haben, deren bürgerkriegsgebeutelte Heimat schlicht und
einfach nicht die finanziellen Mittel hat, um soziale Einrichtungen in der Art
und Weise zu unterstützen, wie sie es verdienen würden. Daran können auch die
freiwilligen Helfer des Round Table nichts ändern. Aber mit ihren Geschenken,
welche deutsche Kinder liebevoll für die ukrainischen Kinder und Jugendlichen
gepackt haben, wird ein kleines Lächeln in die Gesichter von Waisen, körperlich
oder geistig Behinderten und sozial
schwachen Familien gezaubert, das den Alltag etwas leichter macht. Und genau
das ist auch der wunderschöne Lohn der freiwilligen Helfer, unter denen sich
mit Dr. Holger Gößmann auch erstmals ein Mitglied des Round Table Regensburg
befindet. Der Round Table – ein Service Club für junge Männer unter 40 Jahren,
von dem es in Deutschland rund 230 „Tische“ gibt – organisiert den
Weihnachtspäckchenkonvoi nun seit 15 Jahren. Angefangen hat man mit einem
Kinderheim in Rumänien. 2010 kam die Regensburger Partnerstadt Odessa dazu,
seit 2013 steht nun auch Moldawien auf dem Reiseplan der „Tabler“.
Das
Konzept ist denkbar einfach: Deutsche Kinder packen mit Hilfe Ihrer Eltern ein Weihnachtsgeschenk
etwa in der Größe eines Schuhkartons mit Spielsachen, Süßigkeiten und
Hygieneartikeln und der Weihnachtspäckchenkonvoi bringt die Päckchen in die
jeweiligen Zielorte. Dass es nicht ganz so einfach ist, wissen die Männer um
Thomas Führer, der von Beginn an das Projekt von Hanau aus Deutschlandweit organisiert.
Denn bevor insgesamt 63.000 „Weihnachtspackerl“ – so viele kamen für alle drei
Zielorte 2015 zusammen - an ihre Bestimmungsorte gebracht werden können gilt es
die Geschenke nach Geschlecht und Alter zentral zu sortieren, in Paletten zu
verpacken, alle notwendigen Genehmigungen einzuholen und die finanziellen
Rahmenbedingungen zu schaffen.
Denn
obwohl alle Teilnehmer ausschließlich ehrenamtlich arbeiten entstehen Kosten
von rund 2 Euro pro Paket, hauptsächlich für Sprit und Mautgebühren. Das Geld
wird von den Tischen durch Charity-Aktionen aller Art erwirtschaftet und für
den Weihnachtspäckchenkonvoi gespendet. Also eine Menge Engagement, die man
aber beim Round Table und deren Nachfolgeorganisation Old Table (für die
Mitglieder, die die Altersgrenze von 40 Jahren überschritten haben) sehr gerne
auf sich nimmt. Von den etwa 120.000 Euro – so viel kostet es in etwa, einen
Transport in dieser Größenordnung zu bewerkstelligen – hat auch Round Table Regensburg
einen Teil durch ehrenamtliches Engagement erarbeitet und letztlich gespendet.
„Es
war eine unglaubliche Erfahrung und ich bin sehr froh, dass ich dieses Jahr
dabei sein durfte“, zeigte sich Dr.
Holger Gößmann, den vor allem die schlechten finanziellen Rahmenbedingungen vor
Ort geschockt hatten, beeindruckt. „Als Arzt gehört die Finanzierungsproblematik
von Sozial- und Gesundheitswesen für uns zum Alltag. Wenn das Land sich dann
aber zusätzlich noch im Krieg befindet und nach Jahrzehnten des Sozialismus
heruntergewirtschaftet ist, ist die Lage natürlich noch schlechter. Wir waren
zum Beispiel in einem Haus für Waisenkinder im Zentrum der Millionenstadt am
schwarzen Meer. Die Direktorin dort erhält für ihre Tätigkeit im Monat 2.000 Hrywnja, das entspricht rund 80 Euro. Die staatlich
anerkannte Armutsgrenze ab der man in der Ukraine Sozialhilfe beantragen kann,
liegt bei 3.000 Hrywnja. Wie schlecht die Situation für die weiteren
Angestellten dann entsprechend sein muss, mag man sich nicht vorstellen. Auch
die Situation direkt in den Kriegsbieten an der Grenze zu Russland im Osten
muss entsprechend schlechter sein. Ein direkter Einblick ist aufgrund der
Sicherheitslage derzeit leider nicht möglich. Umso mehr war ich beeindruckt wie
liebevoll gepflegt und sauber die Einrichtungen waren, das kann nur aufgrund
persönlicher Initiative der Angestellten so sein. Geld für die Einrichtungsgegenstände
oder Putzfrauen ist schlicht keines da!“
Und
gerade beim Thema „Einrichtungen“ fällt immer wieder der Name unserer Domstadt.
„ Das hat mich ganz besonders gefreut“, sagte der Oberarzt der
Universitätsklinik. „Wo immer man hingekommen ist, wurde die Städtepartnerschaft
mit Regensburg ganz besonders gelobt. In
einer Schule habe ich bspw. eine gespendete Tafel gesehen, die noch nicht
aufgestellt war und die noch in Deutsch beschrieben war.“ So wurde der
Regensburger dann auch immer besonders herzlich begrüßt. „Es war großartig zu
sehen wie nachhaltig das Projekt mittlerweile wirkt. Der Konvoi ist von
Passanten erkannt worden, die spontan Tee und Kekse vorbeigebracht haben.“ Auch
die Aufmerksamkeit von Politik und Presse in der Ukraine ist mittlerweile
enorm. In einer Pressekonferenz waren unter den rund 200 Teilnehmern sowohl der
Bürgermeister von Odessa Gennady Trukhanov als auch zahlreiche Medienvertreter.
In Anbetracht des großen Erfolges stellt sich die Frage für die Regensburger
Tabler nicht. Sie werden sich auch 2016 wieder auf den Weg nach Odessa machen,
um den Menschen in ihrer Partnerstadt zu helfen.